MYKOTOXINE – DIE UNSICHTBARE KOMPONENTE IM FUTTER
Futtermittel und Einstreu für Pferde sind Naturprodukte. Aufgrund dessen ist ein natürlicher Besatz an Mikroorganismen in Futtermitteln oder auf Einstreu ganz normal. Diese werden auch in gewissen Mengen vom Pferd toleriert.

Wie entstehen Mykotoxine?
Durch ungünstige Bedingungen bei der Ernte auf dem Feld oder durch falsche Lagerung bilden Pilze Mykotoxine. Bisher sind mehr als 400 sekundäre Metaboliten mit toxischem Potential bekannt. Obwohl korrektes Erntemanagement und die richtige Lagerung eine Mykotoxinbildung verringern, sind Mykotoxine in Futtermitteln häufig in erhöhten Mengen vorhanden (VERVUERT 2020).
Wie finde ich heraus, ob das Futter mit Mykotoxinen belastet ist?
Mithilfe von Schnelltest können in verschiedene Laboren Futterproben auf Mykotoxine untersucht werden. Dies ist zum Beispiel bei der LUFA NRW möglich. So kann man schnell erfahren, ob Heu, Stroh und andere Futtermittel noch zur Fütterung geeignet sind.
Wie empfindlich reagiert das Pferd auf Mykotoxine?
Bereits seit vielen Jahren ist bekannt, dass bestimmte Schimmelpilze auch bei Pferden toxisch wirken und somit negative Auswirkungen auf Gesundheit und Leistungsfähigkeit haben. Die Ergebnisse der Studie von LIESENER (2012) zeigen auf, dass Mykotoxine häufig in Einzel- und Mischfuttermitteln für Pferde vorkommen, jedoch die rechtlichen Richt- und Höchstwerte nicht überschritten werden. Aber auch Stroh mit qualitativen Einschränkungen bringt häufig Mykotoxine in den Stall (KLUWE 2006). Das Grobfutter, welches die Basis einer jeden Ration für Pferde darstellt, ist häufig mit schädlichen Pilzen belastet. Vor allem späte Grasschnitte, wie sie in der Pferdefütterung üblich sind, sind von erhöhter Keimbelastung betroffen. Dies ist nicht nur problematisch für die Atemwege (LfL o.J.), sondern auch für den ganzen Organismus, wenn die Mykotoxine über den Verdauungstrakt in die Blutbahn gelangen.
Die Auswirkungen im Pferd sind vielfältig und abhängig von Pilzstamm:
Wirkungen verschiedener Mykotoxine beim Pferd:
Zearalenon – kann zu Fruchtbarkeitstörungen führen (GIMENO und QUINTALNILLA 1983), Schädigung der Spermachromatinstruktur (MINERVINI et al. 2010)
Deoxynivalenon (T2-Toxin/ HT-2 Toxin) – gesenkte Futterausnahme (RAYMOND et al. 2003), Störungen des Zentralen Nervensystems (Greenway und Plus 1976), insgesamt aber wenig empfindlich (JOHNSON et al. 1997)
Trichothecene – Blindheit, Koordinationsstörungen, Leberveränderungen (LfL o.J.)
Ein hoher Gehalt an Mykotoxinen, belastet die Leber und verringert ihre Entgiftungsfunktion. Dies führt zu Schäden an den Zellen und schwächt dadurch das Immunsystem (LFL o.J.)
Im Vergleich zu anderen Nutztieren scheint das Pferd toleranter gegenüber einzelnen Mykotoxinen zu sein, da nur Grenzwerte für Fumonisine vorliegen (LIESENER 2012). Dennoch nehmen Pferde aus unterschiedlichen Quellen Mykotoxine auf und die Summe verschiedener Mykotoxinen könnte Auswirkungen auf die Gesundheit haben. Hier ist noch weitere Forschung notwendig.
Um zu vermeiden, dass ein Teil der Mykotoxine über den Darm in die Blutbahn und letztlich zu wichtigen Organen gelangen, kann der Einsatz von Mykotoxinbindern sinnvoll sein. Bei Schweinen hat sich Bentonit bewährt (Horky et al. 20121). Durch die besondere Oberflächenstruktur wird die Absorption von Toxinen im Darm verringert und so die schädlichen Wirkungen im Körper reduziert (CARSSON und SMITH 1983).
Bei dem Verdacht, belastetstes Stroh oder Heu im Stall zu haben, macht es Sinn den Verdauungstrakt des Pferdes zu unterstützen. Mannanoligosaccharide (MOS) und ß-Glucane sind natürliche Bestandteile der Bierhefe und kommen in deren Zellwand vor. Sie wirken positiv auf den Darm, indem sie das Mikrobiom unterstützen und die Darmschleimhaut stärken. Dadurch helfen sie dem Darm, sich besser vor schädlichen Eindringlingen wie Viren, Bakterien und Pilzen zu schützen. Die ß-Glucane unterstützen zusätzlich das Immunsystem. MOS haben zudem die Fähigkeit, schädliche Stoffe wie Mykotoxine und teilweise auch Krankheitserreger zu binden und so aus dem Körper zu entfernen (LEIBER GMBH 2022).
Auch verschiedene Kräuter und andere Pflanzenbestandteile wie Oregano, Arnis und Zimt können die Verdauung unterstützen.
Literaturverzeichnis:
CARSON, M.S., SMITH, T.K. (1983): Role of Bentonite in Prevention of T-2 Toxicosis in Rats. Journal of Animal Science 57, 1498-1506.
LfL (o.J.): Schimmelpilze und Mykotoxine in Futtermitteln (Futtergetreide, Grünfutter, Silage, Heu, Stroh) Vorkommen, Bewerten, Vermeiden; Länderübergreifende Zusammenarbeit der Landesanstalten für Landwirtschaft, 2. Auflage, 31386_schimmelpilze_und_mykotoxine_in_futtermitteln.pdf (Zugriff 17.03.2025)
FAYRER-HOSKEN, R., G. HEUSER, N. HILL und A. CAUDLE (2008): Review on effects of fescue grass ergot alkaloids in the horse and preliminary study on effect of fescue grass ergot alkaloid in the stallion, J Equine Vet. Sci. 28, 666-671
GIMENO und QUINTALNILLA 1983: Analytical and mycological study of a natural outbreak of zearalenone mycotoxicosis in horses.
GREENWAY, J.A. und R. PULS (1976): Fusariotoxicosis from Barley in British Columbia. 1. Natural Occurrence and Diagnosis Can. J. comp. Med. 40, 12-15
JOHNSON, P.J., S.W. CASTEEL und N.T. MESSER (1997)
Effect of feeding deoxynivalenol (vomitoxin)-contaminated barley to horses
J. Vet. Diagn. Invest. 9, 219-221
Horky P, Gruberova HA, Aulichova T, Malyugina S, Slama P, Pavlik A, et al. (2021) Protective effect of a new generation of activated and purified bentonite in combination with yeast and phytogenic substances on mycotoxin challenge in pigs. PLoS ONE 16(10): e0259132. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0259132
KLUWE, H. (2006) Untersuchung zum Vorkommen und zur Toxizität von Stachybotrys spp. in Heu- und
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KROGH, P., ELLING, F. (1978): Mycotoxic nephropathy, Veterianry Science Communications 1, 51-63.
LEIBER GMBH (2022): Vorsicht, Gift! Mykotoxine im Futter. Vorsicht-Gift-Mykotoxine-im-Futter_DE.pdf (Zugriff am 17-03.225)
LIESENER, K. (2012): Untersuchung zum Nachweis und zum Vorkommen von Mykotoxinen in Futtermitteln für Pferde. Dissertation, Justus-Liebig-Universität Gießen.
MINERVINI, F., G.M. LACALANDRA, A. FILANNINO, M. NICASSIO, A. VISCONTI
und M.E. DELL`AQIULA (2010) Effects of in vitro exposure to natural levels of zearalenone and its derivates on chromatin structure stability in equine spermatozoa Theriogenology 73, 392-403
RAYMOND, S.L., SMITH, T.K., SWAMY, H.V.L.N. (2003): Effects of feeding a blend of grains naturally contaminated with Fusarium mycotoxins on feed intake, serum chemistry, and hematology of horses, and the efficacy of a polymeric glucomannan mycotoxin adsorbent, Journal of Animal Science 81, 2123-2130.
ROSS, P.F., RICE, L.G., BANTON, M.I. (1991): Fumonisin B1 Concentrations in Feeds from 45 Confirmed Equine Leukoencephalomalacia Cases. Journal of Veterinary Diagnostic Investigation 3, 238- 241.
VERVUERT, I. (2020): Mykotoxine. In: Coenen, M, Vervuert, I. „Pferdefütterung“ Stuttgart: Thieme Verlag, 281.